Die vier Elemente, von denen wir schon in der Schule gelernt haben, tauchen im abendländischen Kulturkreis zuerst bei Hermes Trismegistos auf. Im alten Ägypten, vor über 3500 Jahren, lehrte dieser berühmte Weise, Philosoph und Astrologe in seinen hermetischen Schriften „Tabula Smaragdina“, dass die Menschen, ja die gesamte Schöpfung, durch unterschiedliche Anteile an den vier Elementen Luft, Feuer, Wasser und Erde charakterisiert sind.
Im klassischen Griechenland griff der berühmte Arzt Hippokrates (* 460 v. Chr.) diese der westlichen und indischen Astrologie zugrunde liegende Gliederung wieder auf, indem er die vier Elemente in die vier Temperamente sanguinisch, cholerisch, phlegmatisch und melancholisch umbenannte. Unter dem Einfluss des berühmten Arztes Galen (*129 n. Chr.) beherrschten sie im Rahmen der Säftelehre als die vier „Humores“ (Blut, gelbe Galle, Schleim und schwarze Galle) die europäische Medizin bis zum Einbruch der naturwissenschaftlichen Neuorientierung vor etwa 250 Jahren. In der Naturheilkunde spielt die darauf fußende Konstitutionstherapie noch heute eine bedeutsame Rolle (z. B. nach dem vor über 65 Jahren erschienenen und in sieben Auflagen bis heute publizierten Buch von Dr. Bernhard Aschner).
Hippokrates, dessen Eid jeder Arzt spricht, war so überzeugt von seiner Methode, dass er sagte, dass jeder Arzt, der nicht zugleich Astrologe sei, seinen Beruf am besten gleich wieder an den Nagel hängen sollte. Er hat mit seiner Kunst auch sehr nachhaltig die östliche Welt beeinflusst: Über den berühmten persischen Arzt Avicenna (Ibn Sina, *981 n. Chr.) gelangte die „Griechische Medizin“ nach Indien, wo sie sich unter den Mogulkaisern (bekanntester Akhbar, *1556 n. Chr.) verbreitete. Sie wird dort noch heute unter dem Namen Unani-Medizin von vielen tausend Ärzten praktiziert. Unani ist das arabische Wort für „griechisch“. Die Unani-Medizin steht in Indien gleichberechtigt neben Ayurveda, „English Medicine“ (die Schulmedizin westlicher Prägung) und Homöopathie. Sie ist unter anderem auch in den USA, in Großbritannien und in Australien bekannt. Details kann man auf entsprechenden Internetseiten erfahren.
Die vier Elemente werden zurzeit von der modernen Psychologie neu entdeckt und gewürdigt, nachdem schon kein geringerer als C. G. Jung (*1875, der auch Astrologe war!) mit ihnen erfolgreich gearbeitet hatte (vgl. das Buch von Karen M. Hamaker-Zondag, „Elemente und Kreuze. Die Typenlehre C. G. Jungs in der Astrologie“). Die Einmaligkeit des Menschen ergibt sich aus unterschiedlichen Anteilen dieser vier Elemente an den verschiedenen Bereichen: am physischen, emotionalen und mentalen Körper sowie an Persönlichkeit und Seele.
Das Gute an der Verwendung der vier Elemente ist, dass die meisten Menschen bereits sehr viel über sie wissen. Alles, was sie umgangssprachlich damit verbinden, entspricht auch der Bedeutung in der astrologischen Typisierung. Und man braucht nicht erst Astrologie zu studieren. Man kann allein mit den vier Elementen und deren wechselnden Anteilen an der Konstitution bereits die entscheidenden Schritte zur Kraftentfaltung und Harmonisierung sicher gehen.
Die meisten Menschen sind Mischtypen aus allen vier Elementen, häufig herrschen jedoch ein oder zwei Elemente vor – oder es sind ein oder zwei Elemente extrem unterrepräsentiert. Der Reiz des Lebens besteht in der inneren Ungereimtheit, die sich daraus ergibt, dass im Menschen widerstreitende Eigenschaften zur Kooperation gezwungen werden, wenn man nicht wie ein Schilfrohr im Winde hin und her schwanken will. Erinnern Sie sich an Goethes Worte im Faust: „Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust“?
Aus Platzgründen kann ich hier nicht ausführlich auf die Charakterisierung der Elemente eingehen. In meinem Buch „Zur eigenen Kraft finden“ (Goldmann, Reihe „Ganzheitlich Heilen“) können Sie sich kundig machen. Ich gebe stattdessen eine Übersichtstabelle der Leitbegriffe:
LEITBEGRIFFE DER VIER ELEMENTE
Luft – Denken Harmonie Fairness – gesellig tolerant anregend
Feuer – Wollen Vision Impuls – leidenschaftlich zielstrebig initiierend
Wasser – Fühlen Wahrheit Anziehung – romantisch verschmelzend ausschmückend
Erde – Handeln Realität Ausdauer moralisch verlässlich durchführend
Die vier Elemente wurden bisher eher als psychologische Charaktereigenschaften des Menschen oder als Grundlage der Erfahrungsmedizin verstanden. Was hat das mit einem bestimmten Lebensstil oder gar mit Essen oder Genießen zu tun? Nun, die vier Elemente dienen beileibe nicht nur der psychologischen Charakteranalyse. Sie sind kosmische Grundenergien, welche alles erklären, was es auf dieser Welt gibt, also auch Beruf, Partnerschaft, Gesundheit und Ernährung.
Essen nach den vier Elementen z. B. bedeutet für mich, dass wir die durch die Elemente charakterisierte Individualität des Einzelnen bei der Auswahl der Speisen berücksichtigen und versuchen, die Nahrung so zu gestalten, dass keines der Elemente extrem unter- oder überrepräsentiert ist. Beides führt nämlich im Laufe der Zeit zu Beschwerden. Wir sollten andererseits aber auch erreichen, dass der Mensch sein individuell angelegtes Potenzial möglichst gut auslebt; das heißt, es ist nicht das Ziel, die Elemente alle gleich stark werden zu lassen. Wenn ein Mensch also das eine oder andere oder auch zwei der Elemente besonders stark ausgeprägt hat, dann ist das völlig in Ordnung, und wir dürfen und können das nicht gefahrlos nivellieren.
Wenn bei jemandem in der Anlage ein Element extrem schwach entwickelt ist, wie zum Beispiel das Luftelement, dann kann man einem solchen Menschen nicht das Denkvermögen absprechen. Natürlich kann er denken. Aber Berufe, die ein besonders gutes Denkvermögen erfordern, sind eben nicht seine Domäne. Diesem Menschen würde ich nicht raten, Wissenschaftler oder Lehrer zu werden, schon eher je nach sonstiger Ausstattung zum Beispiel Handwerker oder Krankenschwester.
Kann man sich durch entsprechendes Verhalten eine andere Grundkonstitution erwerben? Nein. Aus einem athletischen Körper (Feuer) können Sie keinen schmächtigen Intellektuellen (Luft) machen; ein knochig-schwerer Bauer (Erde) lässt sich nicht in einen weichen gemütvollen Künstler verwandeln. Durch Ernährung und Lebensweise können Sie aber Extreme ausgleichen und Stärken so unterstützen, dass sie optimal zur Entfaltung kommen.
Einem extremen Feuertyp z. B., der durch zu große Risikobereitschaft, sprich, durch Leichtsinn und Selbstüberschätzung, einen Autounfall nach dem anderen baut, weil er zu schnell und rücksichtslos fährt, würde ich raten, weniger scharf zu essen, häufig zu schwimmen und mehr Verantwortung und Rücksicht sich selbst und anderen gegenüber zu üben. Wahrscheinlich sollte er im Berufsleben mehr selbstbestimmte Willenskraft ausleben können. Dadurch würde das Feuer nicht unnötig angestachelt, Wasser- und Erdelement aber würden gestärkt werden.
Einem extremen Wassertyp würde ich raten, scharfe Gewürze zu verwenden und so wenig Milch und Milchprodukte wie möglich zu essen; das würde das Feuerelement erhöhen, die innere Verschleimung abbauen und das Wasserelement verringern. Ich würde ihm vorschlagen, eine Beschäftigung zu finden, mit der Gefühle ausgedrückt werden können (soziale Berufe, Kunst etc.), und sich mit neuen Ideen zu beschäftigen. Auf diese Weise würde das Wasserelement richtig verwendet und nicht ersatzweise durch Wasserspeicherung im Körper eingelagert werden. Die neuen Ideen würden das Luftelement verstärken.
Diese Methode geht also auf allen Ebenen gleichzeitig vor. Das ist unbedingt nötig, sonst wäre die Gefahr groß, dass man wieder einmal bei äußerlichen, unbedeutenden Dingen anfängt und nur Symptombehandlung durchführt. Wir müssen uns ganz klar sein, dass Heilung allein durch Ernährung oder durch Medikamente nicht möglich ist.
Kann man sagen, dass die Menschen das tun, was ihnen nutzt? Leider meist nein! Viele Menschen lieben ihr Hauptelement und verstärken es dann durch ihr Verhalten über Gebühr. Andere unterdrücken es durch Essen. Nur wenige essen ausgewogen. Das klingt unglaublich, ist aber leider wahr. Essverhalten und allgemeine Verhaltensmuster der meisten Menschen haben sich im Elternhaus entwickelt, und dort hat man in der Regel einheitlich gegessen. Die meisten Mütter wollen allen Kindern die gleiche Essweise anerziehen, und zwar ihre eigene. Dies ist häufig die regional übliche.
Mit der in meinem bereits erwähnten Buch „Zur eigenen Kraft finden“ beschriebenen Methode bestimmt man die Konstitution zunächst nach dem Geburtshoroskop, am genauesten und zuverlässigsten mit der Androidapp „Aquarius2go“, die alles berücksichtigt, was ein erfahrener Astrologe aus dem Geburtshoroskop elementetechnisch „herausholen“ kann: Planeten in den Zeichen und Häusern, Aspekte, Kreuze, etc. Dies enthüllt die Grundkonstitution. Es zeigt das Potenzial, das ein Mensch leben sollte, wenn er seiner Lernaufgabe und seinem Auftrag für die Umgebung in seinem Leben gerecht werden will. Dieses Potenzial ist aus einer bestimmten Elementekombination über eine farbige Balkengraphik ablesbar. Es ist das Resultat biologischer Vererbung durch die Eltern und seelischer Vererbung durch das eigene Karma. Dies beinhaltet die Summe der Erfahrungen aus allen früheren Leben und bestimmt die neue Lernaufgabe.
Wir sind aufgerufen, im Laufe des Lebens unser Potenzial zu entdecken und das zu leben, was wir uns vorgenommen, aber nach der Geburt wieder vergessen haben (vgl. auch: „Der Weg zu Liebe und Weisheit, Sinn und Ziel auf dem Lernplaneten Erde“ von O. Weise, Tabula Smaragdina Verlag). Hier besteht eine gewisse Wahlmöglichkeit, hier drückt sich unsere Freiheit als Persönlichkeiten aus. Die meisten Menschen treffen ihre Entscheidungen jedoch eher unbewusst und unter dem Eindruck der Erziehung durch Eltern, Kirche und Staat. Das führt bei sehr vielen Menschen zu drastischen Fehlentwicklungen. Sie unterstützen damit häufig Eigenschaften, die nicht zu ihren eigentlichen Stärken und Zielen gehören. Sie begeben sich sozusagen auf Abwege, auf denen sie in der Regel weder etwas Bemerkenswertes zustande bringen noch der Umwelt einen Dienst erweisen, noch ihrer Gesundheit förderlich sind. Auf diese Weise können die Menschen ihre Grundkonstitution erheblich verändern, umfunktionieren. Sie bekommen sozusagen Schlagseite, sie geraten aus dem Gleichgewicht.
Dies zeigt sich in ihrer individuellen, tatsächlichen Elementekombination, dem status quo zur Zeit der Ermittlung. Diese bestimmen Sie mit einem Fragebogen auf dieser Homepage. In einer Beratungssituation spielt natürlich auch der persönliche Augenschein eine Rolle; ayurvedische und chinesische Ärzte ermitteln den status quo per Pulsdiagnose! Das äußere Erscheinungsbild kann sich so weit verändern, dass ein Mensch mit zum Beispiel 45% Luftanteil im Horoskop, der schlank und beweglich sein sollte, eine träge, übergewichtige Person wird, weshalb das Ergebnis des Fragebogens ein erhebliches Ansteigen des Wasser- und Erdelementes und eine ebenso starke Abnahme des Luft- und Feuerelementes anzeigen wird. Dieses Ungleichgewicht ist in der Regel mit Krankheit verbunden und kann vollständig abgebaut werden.
Würde der Fragebogen allein nicht auch genügen? Wir müssen doch von dem ausgehen, was vorhanden ist, und nicht von Wunschträumen! Wenn man nur kurzfristig Ungleichgewichte ausgleichen will, dann genügt der Fragebogen. Wenn man aber Genaues herausfinden will, sollte man auch das Horoskop verwenden. Wenn man beides kennt, kann man sicher entscheiden, was einer Situation zugrunde liegt, und so werden dann auch die zu ergreifenden Maßnahmen treffender und sicherer sein. Wenn z. B. jemand laut Fragebogen wenig Feuer hat, dann kann das zwei verschiedene Sachverhalte aufzeigen: Es kann sein, dass der Betreffende schon von Geburt an wenig Feuer hat, es kann aber auch sein, dass er sein starkes Feuer nur unterdrückt. Man kann sich vorstellen, dass hier unterschiedliche Maßnahmen zu treffen sind.
Man fragt sich natürlich, warum die Menschen nicht das tun, was sie sich vorgenommen haben. Eigentlich sollte man denken, dass es viel mehr Spaß macht und mehr innere Befriedigung bringt, wenn man das tut, worin man am besten ist und dementsprechend viel Erfolg hat. Das trifft ganz sicher auch zu, wenn man reife Menschen beobachtet. Wir fühlen sich jedoch sicherer, wenn wir das tun, was die anderen auch machen, wenn wir uns anpassen und das tun, was man von uns verlangt, oder wenn wir ein altes Programm aus früheren Leben noch einmal wiederholen, was vor allem über die Mondstellung zu ermitteln ist. Wir bekommen in vielen Leben neue Aufgaben. Das bedeutet, wir müssen einen Lebensstil annehmen und Aufgaben übernehmen, die wir noch nicht kennen. Das schließt erhebliches Risiko mit ein. Viele Menschen haben vor Neuem und Unbekanntem jedoch Angst! Theoretisch kann man diese Angst mit dem Willen besiegen. Freier Wille setzt jedoch ein erhöhtes Maß an Bewusstheit voraus.
Die meisten Menschen wissen keine zutreffenden Antworten auf die Fragen: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Sie sind sich meist nicht bewusst, warum sie ausgerechnet dies und nicht etwas anderes tun. Sie sind sich häufig noch nicht einmal bewusst, was sie überhaupt tun, genauer gesagt, was sie mit dem, was sie tun, gerade bewirken oder anrichten! Sie sind sich über ihren inneren Zustand häufig nicht im Klaren. Sie wissen oft nicht, dass sie gerade aggressiv, schüchtern, traurig oder überheblich sind. Erst der Spiegel des Gegenübers enthüllt ihnen, „was mit ihnen los ist“, und das auch nicht immer, denn viele Menschen trauen sich nicht, anderen ehrliches Feedback zu geben. Auch Feuertypen, die ihren starken Willen leben, sind davon nicht ausgenommen, denn ein starker Wille ist noch lange kein freier Wille!
Fassen wir zum Abschluss die Vorteile der Kombination von Astrologie und Ayurveda zusammen:
• beide haben sich seit Tausenden von Jahren bewährt
• sie passen gut zusammen, weil beide mit den selben vier Elementen Luft, Feuer, Wasser & Erde arbeiten
• es liegt ihnen ein ganzheitliches Weltbild zugrunde, weshalb kein Lebensbereich ausgespart bleibt
• die vier Elemente mit ihren typischen Eigenschaften sind seit Tausenden von Jahren auch in Europa heimisch
• beide beinhalten hervorragende Angaben zu Ernährung, Heilung und dem gesamten Lebensstil
• Symbole und Begriffe sind den meisten Menschen bekannt, wenn nicht vertraut
• beide Systeme machen auch qualifizierte Aussagen zu den höheren Zielen des Menschen, seiner spirituellen Entwicklung und seinem Bewusstseinswachstum
von Dr. Otfried Devanando Weise (Wien, Würzburg).
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